Wirtschaft

Preise brechen ein Opec lässt Ölquellen weiter sprudeln

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(Foto: REUTERS)

Die einflussreichen Produzenten setzen sich durch: Das Öl-Förderkartell Opec nimmt den niedrigen Preis für das schwarze Gold in Kauf. Was einige Staatsetats erheblich belastet, dürfte Verbraucher freuen. Der Markt reagiert prompt.

Wirtschaft und Verbraucher können sich auf weiter sinkende Ölpreise einstellen. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat sich gegen eine Senkung der täglichen Fördermenge entschieden. Es gebe "keine Veränderung" zum bisherigen Niveau von 30 Millionen Barrel pro Tag, sagte der kuwaitische Ölminister Ali al-Omair in Wien. Damit setzte sich eine Gruppe wohlhabender Golfstaaten um Saudi-Arabien durch, die an den aktuellen Fördermengen festhalten wollten. Die Ölpreis brachen dem Bekanntwerden des Beschlusses ein.

In der österreichischen Hauptstadt hatten die zwölf Opec-Staaten über die künftige Fördermenge beraten. Ein Votum für die Reduzierung war nicht erwartet worden, da sich bereits im Vorfeld abgezeichnet hatte, dass die Staaten unterschiedlicher Meinung sind.

Der Ölpreis an den Weltmärkten ist seit dem Sommer um mehr als 30 Prozent gefallen. Auch während der Sitzung der Opec-Ölminister gab er weiter nach. Hintergrund für die Entwicklung ist ein wachsendes Angebot und zugleich eine schwächelnde Nachfrage. Eine Reduzierung der Fördermenge durch die Opec hätte diese Entwicklung bremsen können.

Heftige Marktbewegung - Ölpreis sackt ab

Am Markt gerieten die Ölpreis unter Druck. Öl der Sorte WTI fällt unter 69 Dollar pro Barrel, die Sorte Brent unter 73 Dollar. Damit summieren sich die Tagesverluste auf 7,4 Prozent bzw 6,1 Prozent. Noch im Juni kostete WTI über 102 Dollar, Brent über 112 Dollar.

Auch Aktien werden abverkauft: Der Öl- und Gassektor im Londoner FTSE verliert 3,4 Prozent. Unter den britischen Werten geben zum Beispiel Petrofac 6,1 Prozent ab, Tullow Oil 4 Prozent, Royal Dutch Shell 3,7 Prozent und BP 2,4 Prozent. In Zürich verlieren Transocean-Papiere 7,9 Prozent. Die Aktie des Tiefseebohrspezialisten hat mit dem sinkenden Ölpreis seit Juni über 45 Prozent verloren.

Mit Blick auf die Entscheidung sagte ein Händler: "Damit sind 1,5 Millionen Barrel Überangebot am Tag zementiert." Preiserholungen dürften sich deshalb auch weiterhin als temporär herausstellen, auch weil die Produzenten wegen der Geschwindigkeit des Preisverfalls kaum gehedgt seien. Die Nachfrager schauten dem Preisverfall dagegen gelassen zu.

Zu den Verlierern gehört auch Kanada-Dollar. "Kanadische Ölschiefersände dürften als erstes von der Bildfläche verschwinden", sagte ein Händler. Ihre Produktion sei nicht mehr rentabel. Auch die Norwegische Krone und der Rubel gaben nach. Die russische Währung hat zum Euro ein Rekordtief erreicht, sie verliert 1,7 Prozent.

Der sinkende Ölpreis kommt hauptsächlich durch die abnehmende Nachfrage infolge der konjunkturellen Probleme in etlichen Volkswirtschaften sowie das Überangebot durch das erfolgreiche Fracking in den USA zustande. Durch den Preisverfall geraten auch etliche Staatshaushalte ins Wanken. Venezuela, Iran und Russland etwa haben ihre Etats in der Annahme teils deutlich höherer Ölpreise erstellt. So gehen Russland durch den Ölpreis-Verfall nach eigenen Angaben bis zu 100 Milliarden Dollar jährlich verloren. Im Haushaltsplan für 2014 rechnet die Regierung in Moskau mit einem durchschnittlichen Preis von 104 Dollar je Barrel. Aktuell kostet ein Barrel (159 Liter) der richtungweisenden Sorte Brent aus der Nordsee dagegen lediglich etwa 75 Dollar.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa/rts/DJ

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