Wirtschaft

RWI am skeptischsten Ökonomen senken Wachstumsprognosen

Schweißarbeiten bei  den Thyssenkrupp Aufzugswerken.

Schweißarbeiten bei den Thyssenkrupp Aufzugswerken.

(Foto: picture alliance / dpa)

Hinsichtlich des deutschen Wirtschaftswachstums im laufenden Jahr zeigen die Daumen der Fachleute leicht nach unten. Mehrere Institute gehen mit ihren Zahlen runter. Dennoch halten sie deutsche Wirtschaft weiterhin für robust.

Führende deutsche Ökonomen haben ihre Erwartungen für das deutsche Wachstum in diesem Jahr zum Teil deutlich zurückgenommen. Getragen wird die Konjunktur nach ihren Analysen von der Binnennachfrage - die auch wegen der Flüchtlinge weiter stark ist. Die Ökonomen sehen die Wirtschaft deshalb trotzdem weiter auf Wachstumskurs. Ihre Prognosen variieren allerdings deutlich.

Die skeptischste Prognose gab das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) ab. Die Essener Ökonomen sehen die Konjunkturaussichten für dieses Jahr deutlich pessimistischer als noch im Dezember 2015 und senkten ihre Prognose für 2016 auf 1,4 von 1,8 Prozent. Für das kommende Jahr sagen sie nun ein Wachstum von 1,6 Prozent voraus.

"Das Wirtschaftswachstum wird voraussichtlich allein von der Inlandsnachfrage getragen", konstatierte RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn. Private Konsumausgaben, Wohnungsbauinvestitionen und Staatsverbrauch würden kräftig expandieren. Eine Ursache seien die Ausgaben für Flüchtlinge. Die öffentlichen Haushalte würden aber 2016 und 2017 voraussichtlich nur noch geringe Überschüsse erzielen. Risiken gingen vor allem von der nachlassenden Dynamik des Welthandels und einer Einführung dauerhafter Personenkontrollen an den EU-Grenzen aus.

Konjunktur profitiert von den Flüchtlingsausgaben

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht die deutsche Wirtschaft weiterhin auf Wachstumskurs, erwartet aber ebenfalls ein geringeres Wachstum als noch vor einem Vierteljahr. Allerdings fiel die Abwärtsrevision der Berliner Ökonomen weniger scharf aus als die ihrer Essener Forscherkollegen. Die deutsche Wirtschaft soll nach der neuen Prognose des Instituts in diesem Jahr trotz eines eingetrübten weltwirtschaftlichen Umfelds um 1,6 Prozent wachsen. Im Dezember hatte das DIW 1,7 Prozent Wachstum prognostiziert.

Ein robuster Arbeitsmarkt, steigende Löhne und Ausgaben für die Flüchtlinge befeuern nach der Analyse des DIW den Konsum, während zu niedrige Investitionen und die schwache Weltwirtschaft das deutsche Wachstum dämpfen. Wie im vergangenen Jahr trage die Konsumnachfrage maßgeblich zum Wachstum bei. "Die deutsche Wirtschaft dürfte ihr Wachstumstempo in etwa halten", erklärte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. "Ohne die Ausgaben für Geflüchtete, die wie ein Konjunkturprogramm wirken, würde sie jedoch an Fahrt verlieren."

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) senkte seine Prognose auf 1,5 Prozent von 1,6 Prozent im Dezember. "Die deutsche Konjunktur ist trotz internationaler Risiken und politischer Verwerfungen kraftvoll in das Jahr 2016 gestartet", erklärte das Institut aber. Beschäftigung und Einkommen nähmen zu, und die Binnennachfrage steige deutlich, auch weil der Staat zusätzliche Ausgaben wegen der Flüchtlingswelle vornehme. "Die weltwirtschaftlichen und politischen Risiken sind allerdings erheblich", sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller und warnte vor der "Gefahr einer krisenhaften Zuspitzung".

Institute mit deutlich unterschiedlichen Prognosen

Auch die Bundesregierung rechnet trotz gestiegener internationaler Unsicherheiten dieses Jahr mit einem weiteren Wachstum in Deutschland. "Die deutsche Wirtschaft ist gut in das Jahr 2016 gestartet und bleibt trotz eines unsichereren globalen Umfelds auf Wachstumskurs", erklärte das Wirtschaftsministerium vergangene Woche. Die Regierung erwartet nach ihrer jüngsten offiziellen Prognose, die vom Januar stammt, für dieses Jahr 1,7 Prozent Wachstum.

Die Prognosen anderer Ökonomen variieren aber erheblich. So hat das Kieler Institut für Weltwirtschaft mit 2,0 Prozent eine deutlich höhere Wachstumsrate vorausgesagt. Die Ökonomen aus Kiel rechnen für kommendes Jahr sogar mit einem Zuwachs von 2,2 Prozent. Andere Forscher wie die des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) sind skeptischer. Der DIHK sagt nur ein Plus von 1,3 Prozent voraus. Erst am Dienstag hat zudem das Wirtschaftsforschungsinstitut IMK angesichts der jüngsten Ergebnisse seines Konjunkturindikators vor "erhöhter Unsicherheit" gewarnt.

Quelle: ntv.de, Andreas Kißler, DJ

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