Wirtschaft

Goldman Sachs und Co. Not macht zum Teil erfinderisch

Die Zwischenberichte der Großbanken sind durch: Vor der New Yorl Stock Exchange finden gestresste Händler Zeit, mit dem eigenen Anlageberater zu telefonieren (Archivbild).

Die Zwischenberichte der Großbanken sind durch: Vor der New Yorl Stock Exchange finden gestresste Händler Zeit, mit dem eigenen Anlageberater zu telefonieren (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Die Zwischenberichte sind durch, die Zahlen liegen auf dem Tisch: An der Wall Street gehen Analysten mit den Quartalsergebnissen aus der US-Bankenbranche hart ins Gericht. Daniel Saurenz von Feingold Research beleuchtet die Schwachpunkte.

Die Berichtssaison bei den US-Banken ist gemischt ausgefallen. Während der Branchenprimus JP Morgan enttäuscht hat, lagen die Ergebnisse von Goldman Sachs und etlichen anderen Instituten über den Erwartungen der Analysten. Das hatte aber nicht zuletzt mit Sondereffekten zu tun. Denn die gesamte Branche leidet erheblich unter dem schwachen Geschäft im Anleihenhandel und dem Einbruch im Hypothekenbereich. Wir betrachten die Resultate des Sektors, die Aussichten für den Bankenbereich in den kommenden Monaten und nicht zuletzt den Einfluss der US-Notenbank.

Mit der Vorlage der Ergebnisse haben Goldman Sachs und Morgan Stanley die Quartalssaison bei den US-Banken beendet - Goldman Sachs hat dabei für einen erfreulichen Abschluss gesorgt. Der Gewinn je Aktie sank um lediglich sechs Prozent auf 4,02 Dollar und lag damit deutlich über den Erwartungen der Analysten von 3,49 Dollar. Dabei leidet das Geldhaus ebenso wie die gesamte Branche unter dem schwachen Geschäft im Anleihenhandel.

Erfinderisch beim Geld verdienen

Weil die Fed einen Großteil der Staats- und Hypothekenanleihen, die monatlich emittiert werden, aufkauft, sinkt das Volumen, das zum Handel zur Verfügung steht ebenso wie die Volatilität. Entsprechend schwach ist der Anleihenhandel, zu dem Goldman ebenso wie viele andere Institute auch den Handel mit Währungen und Rohstoffen hinzuzählt. Dieser Bereich hat im ersten Quartal Erträge von lediglich 2,85 Milliarden Dollar erzielt. Das ist nicht einmal halb so viel wie im ersten Quartal 2010. Die Durststrecke in dem Bereich hat Goldman im ersten Quartal 2014 aber durch gute Geschäfte in anderen Sparten größtenteils wettmachen können und zeigt sich damit einmal mehr erfinderisch in Sachen Geld verdienen. So hat der Konzern von dem guten Geschäft mit Börsengängen und mit der Beratung bei Firmenübernahmen profitiert.

Der Branchenprimus JP Morgan hat hingegen einen Gewinnrückgang um 19 Prozent verbucht und damit Investoren enttäuscht, weshalb die Aktie deutlich nachgegeben hat. Die Erträge im Anleihenhandel waren um 21 Prozent auf nur mehr 3,8 Milliarden Dollar eingebrochen. Das Institut leidet zudem wie die gesamte Branche unter dem starken Rückgang im Hypothekenbereich. Hintergrund hier: Wegen der Nullzinspolitik der Fed kaufen institutionelle Investoren, wie Hedgefonds und Private-Equity-Firmen, verstärkt Immobilien, weil sie mehr Rendite abwerfen als Staatsanleihen.

Finanzierung abseits der Bank

Inzwischen wird mehr als die Hälfte der Immobilien in den USA nicht mehr per Hypothek finanziert, sondern bar bezahlt. Entsprechend ist das Hypothekengeschäft bei den Banken implodiert. Bei JP Morgan ist der Abschluss neuer Hypothekenkredite um 68 Prozent auf nur mehr 17 Mrd. Dollar eingebrochen. JP-Morgan-Chef Jamie Dimon bleibt daher wenig anderes übrig, als weiter kräftig auf die Kostenbremse zu drücken. Laut einer Studie der Mortgage Bankers Association, dem Branchenverband der Hypothekenbanken, hat die Branche im ersten Quartal mit 226 Milliarden Dollar so wenig neue Hypothekenkredite vergeben wie seit 1997 nicht mehr.

Ähnlich schlecht wie bei JP Morgan sah es im abgelaufenen Quartal auch im Hypothekenbereich bei Wells Fargo aus. Das Volumen an neuen Hypothekenkrediten ist um 67 Prozent auf 36 Milliarden Dollar zurückgegangen. Die Zinsmarge, also der Unterschied zwischen den Zinsen, die die Kunden berappen müssen, und jenen Zinsen, die Wells Fargo selbst bezahlt, ist konzernweit auf nur mehr 3,2 Prozent gesunken. Aufgrund von etlichen Einmaleffekten lag der Gewinn des Konzerns allerdings über den Erwartungen der Analysten. So hatte Wells Fargo Rückstellungen für faule Kredite aufgelöst. Überraschend gut hat auch die Citigroup abgeschnitten. Die Kostensenkungen von Vorstandschef Michael Corbat zahlen sich zusehends aus. Die Verluste bei der hauseigenen Bad Bank Citi Holdings gingen deutlich zurück.

Magerer Konjunkturausblick

Für den US-Bankensektor lässt sich also ein gemischtes Fazit ziehen. Zum einen waren die Zahlen einiger Häuser besser als erwartet, zum anderen aber könnte der Anleihehandel als auch das Hypothekengeschäft weiter holprig bleiben. Dazu könnte die Zinsmarge der Banken entgegen den Erwartungen vieler Experten weiter sinken. Gut ablesbar ist das am Zinsaufschlag für zehnjährige gegenüber zweijährigen US-Staatsanleihen. Er sinkt immer mehr und deutet damit eine Abschwächung der Konjunktur an. Doch auch da gibt es Hoffnung, denn bei Konjunkturschwäche stünde die Notenbanktruppe um Janet Yellen bereit.

Quelle: ntv.de

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