Wirtschaft

Fed-Zinserhöhung wohl vom Tisch Marktturbulenzen beeindrucken Yellen

Janet Yellen bei der Anhörung vor dem US-Kongress.

Janet Yellen bei der Anhörung vor dem US-Kongress.

(Foto: REUTERS)

Die Chefin der US-Notenbank, Yellen, legt die Hürden für eine weitere Zinserhöhung höher. Sie spricht von einem getrübten Finanzumfeld, das das US-Wachstum beeinträchtige. An den Märkten wird für dieses Jahr mit keiner Zinsanhebung mehr gerechnet.

Die Chefin der US-Notenbank Federal Reserve, Janet Yellen, sieht Risiken für den Wirtschaftsausblick, die die angestrebten Zinserhöhungen verzögern könnten. "Das Finanzumfeld ist weniger günstig für das US-Wachstum", sagte Yellen in ihrer Eröffnungsrede anlässlich ihrer halbjährlichen Anhörung vor dem US-Kongress. "Die Turbulenzen in China und anderen Schwellenländern könnten das US-Wachstum dämpfen, während die Inflationserwartungen sinken."

Eine Abkehr von den geplanten schrittweisen Zinserhöhungen ist aus dem Redetext zwar nicht abzulesen, doch das Herausstellen von Risiken gab ihrer Rede einen pessimistischen Grundton. Die Fed signalisierte damit, dass sie bei künftigen Zinserhöhungen eher vorsichtig zu Werke gehen dürfte.

Im Dezember 2015 hatte die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht und damit die sieben Jahre währende Nullzinspolitik beendet. Damals hatten die Währungshüter für dieses Jahr vier weitere Straffungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Doch in jüngster Zeit hatten schwächere Konjunkturdaten Zweifel daran geweckt, ob die Notenbank ihren Zinserhöhungszyklus wie geplant durchziehen wird.

Keine Zinserhöhung mehr in diesem Jahr?

Das nächste Treffen der Fed findet am 15. und 16. März statt. Die Terminmärkte haben einen Zinsschritt zu diesem Zeitpunkt praktisch ausgepreist. Der Möglichkeit, dass die Fed in diesem Jahr überhaupt noch an der Zinsschraube drehen wird, räumen die Terminmärkte nur eine Chance von 19 Prozent ein.

Bei der Darstellung des geldpolitischen Ausblicks blieb Yellen bei ihrer jüngsten Beschreibung der Fed-Pläne. Die Fed "erwarte, dass sich die Wirtschaft in einer Weise entwickelt, die nur schrittweise Zinserhöhungen zulässt". Damit hielt sich die Fed die Option für Zinserhöhungen grundsätzlich offen. Doch der Fokus auf das finanzielle Umfeld, die globalen Risiken und die Inflationserwartungen zeigten, dass die Hürde für ein Anziehen der Zinszügel nun höher liegt.

Geldpolitischer Bericht

Ein Bericht zur Geldpolitik, der parallel zur Yellen-Rede vorgelegt wurde, beleuchtete die globalen Risiken für den US-Wirtschaftsausblick sowie den Umstand, dass andere Notenbanken wie die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan ihre Geldpolitik lockern, während die Fed in die entgegengesetzte Richtung steuert. Diese Divergenz stärkt den Dollar und belastet die US-Exporte.

"Unter sonst gleichen Bedingungen deutet ein kleinerer Außenhandelsbeitrag auf einen flacheren Zinspfad in den USA hin", heißt es in dem Bericht. Yellen verwies in ihrer Rede insbesondere auf die Schwierigkeiten, die sich aus dem Richtungswechsel der chinesischen Wirtschaftspolitik ergeben. Es scheine keinen scharfen Abschwung in China zu geben, doch die Unsicherheit über die Wechselkurspolitik trage zu den globalen Finanzturbulenzen und den Sorgen über das weltweite Wachstum bei.

Yellen brachte ihre Sorge zum Ausdruck, dass diese Entwicklungen zusammen mit den fallenden Rohstoffpreise zu finanziellem Stress in den Schwellen- und Rohstoffländern führen, der schließlich auf die USA überspringt.

Der Ton von Yellens Rede war aber nicht nur pessimistisch. Ein Lichtblick für die USA ist der Arbeitsmarkt, der 2015 rund 2,7 Millionen Jobs produzierte, während die Arbeitslosenquote auf 4,9 Prozent sank. "Auch andere Indiktoren haben eine solide Stärkung des Arbeitsmarkts gezeigt", sagte Yellen.

Doch selbst an dieser Front ist Yellen nicht vollkommen zufrieden. Die Zahl der Menschen, die in Teilzeit arbeiten, aber eine Vollzeitbeschäftigung haben wollen, sei zwar zurückgegangen, befinde sich aber immer noch auf einen Vorrezessionsniveau. "Der Arbeitsmarkt ist noch nicht voll ausgelastet", sagte die Fed-Chefin.

Quelle: ntv.de, wne/DJ

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