Wirtschaft

April-Wert für den Euroraum Inflation steigt überraschend stark

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(Foto: dpa)

Wenn die Inflation bei knapp unter 2 Prozent liegt, will die Europäische Zentralbank ihre lockere Geldpolitik beenden. Just diesen Wert erreicht der Euroraum im April. Doch solche "vorübergehenden Ausschläge" will die EZB ignorieren.

Die Inflation in der Eurozone nähert sich dem von der Europäischen Zentralbank angepeilten Idealwert. Die Verbraucherpreise stiegen im April um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit 1,8 Prozent gerechnet. Bemerkenswert ist der starke Anstieg der Kerninflationsrate, die schwankungsanfällige Lebensmittel- und Energiepreise ausschließt. Sie legte von 0,7 Prozent im Vormonat auf 1,2 Prozent im April zu.

Die Energiepreise zogen mit 1,3 Prozent zum Vorjahr stärker an als im März, als diese Kosten nur um 0,9 Prozent stiegen. Dienstleistungen verteuerten sich diesmal um 1,8 Prozent, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak um 1,5 Prozent.

Im März war die Inflationsrate mit 1,5 Prozent noch niedriger ausgefallen als der EZB lieb ist. Sie strebt einen Wert von knapp unter zwei Prozent an, den sie als optimal für die Konjunktur ansieht. Denn damit ist aus Sicht der Notenbank ein ausreichender Abstand zu einer gefährlichen Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und rückläufigen Investitionen garantiert.

Noch Jahre bis zum Idealwert?

EZB-Chef Mario Draghi hat jedoch nach der Zinssitzung am Donnerstag deutlich gemacht, dass er trotz der anziehenden Inflation an der ultra-lockeren Geldpolitik festhalten will. Die EZB werde weiterhin über "vorübergehende Ausschläge" bei der Teuerung hinwegsehen, sagte er. Die bisherigen Hinweise genügten nicht, um den Ausblick für die Inflation zu ändern.

Aus Sicht von Experten wird die EZB ihr Inflationsziel noch mehrere Jahre nicht erreichen. Laut einer Umfrage unter Beobachtern der EZB-Geldpolitik wird sich die Notenbank erst im Jahr 2021 mit 1,8 Prozent wieder langsam ihrem Ziel einer Teuerung von knapp unter zwei Prozent annähern, wie die Euro-Wächter mitteilten.

Für das laufende Jahr hoben die Experten ihre Inflations-Prognose leicht auf 1,6 (Januar: 1,4) Prozent an. Für 2018 erwarten sie eine Teuerung von 1,5 (1,5) Prozent, für 2019 einen Zuwachs von 1,7 (1,6) Prozent. Die Beobachter setzten zudem ihre Wachstumsprognose für 2017 auf 1,7 (1,5) Prozent nach oben. Die EZB befragt jedes Vierteljahr Experten zu ihren Inflations- und Wachstumsprognosen.

Quelle: ntv.de, mli/rts/dpa

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