Wirtschaft

"Kaum noch rational" Schäuble kritisiert den Markt

Die Hilfe für Irland steht, doch an den Kapitalmärkten herrscht weiterhin helle Aufregung. Deutschlands Finanzminister lobt am Tag nach dem Brüsseler Mammuttreffen die Portugiesen - und zweifelt an der Vernunft der Investoren.

"Wir haben zu viel Spekulation": Wolfgang Schäuble, hier mit seiner Amtskollegin aus Paris, Christine Lagarde.

"Wir haben zu viel Spekulation": Wolfgang Schäuble, hier mit seiner Amtskollegin aus Paris, Christine Lagarde.

(Foto: dpa)

Die Spekulationen über die Finanzkraft des hoch verschuldeten Portugal sind nach Ansicht von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) "kaum noch rational" zu erklären.

"Irgendwie wird darauf gesetzt, dass es Ansteckungsdefekte gibt und dass eben ein Land nach dem anderen unter den Druck dieser Spekulationen geraten kann", sagte Schäuble am Tag nach dem Brüsseler Krisentreffen im Deutschlandfunk.

Am Wochenende hatten die Finanzminister aus 27 EU-Staaten in einer kurzfristig angesetzten Sondersitzung Hilfen für Irland in Höhe von 85 Mrd. Euro freigegeben. Überraschen war auch ein Kompromissvorschlag für einen dauerhaften Rettungsschirm abgesegnet worden.

"Wir haben zu viel Spekulationen", kommentierte Schäuble die Entwicklung an den Märkten. Deshalb sollten sich zumindest "diejenigen, die Regierungsverantwortung tragen" nicht daran beteiligen, hob der Minister hervor.

Ehrgeizige Sparpläne

Schäuble sagte, Portugal habe "viele Maßnahmen ergriffen, ist auf einem guten Weg". Die portugiesische Regierung hatte am Freitag einen Sparplan beschlossen, der vorsieht, die Neuverschuldung des Staates von 7,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in diesem Jahr auf 4,6 Prozent im kommenden Jahr zurückzufahren.

Erlaubt sind im Stabilitätspakt nach den bisher geltenden Maastrichtkriterien lediglich maximal drei Prozent. An den Finanzmärkten wird seit Tagen darauf spekuliert, Portugal müsse sich nun nach Irland unter den Euro-Rettungsschirm flüchten. Die Regierung in Lissabon lehnt einen solchen Schritt - wie zuvor die Regierung in Dublin - vehement ab.

Roubini widerspricht

Im Gegensatz zu Schäuble geht der bekannte US-Ökonom Nouriel Roubini davon aus, dass eine Rettung Portugals durch EU-Hilfen immer wahrscheinlicher wird. Irland und Griechenland hätten auch zunächst darauf bestanden, keine Hilfen zu benötigen, sagte er der portugiesischen Tageszeitung "Diario Economico".

Als sich die Marktkonditionen für die Länder verschlechtert hätten, seien sie gezwungen worden, sich an die Europäische Union (EU) und den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu wenden. "Ob es einem gefällt oder nicht, Portugal erreicht den kritischen Punkt. Es wäre vielleicht eine gute Idee, Hilfen als präventive Maßnahme zu beantragen", erläuterte der Ökonom. Er hatte mit seinen häufig düsteren Prognosen zur Wirtschafsentwicklung schon öfter für Aufmerksamkeit gesorgt. Schon vor 2007 hatte er vor einer Kreditkrise gewarnt.

Zu Spanien, das ebenfalls mit einer hohen Verschuldung sowie massiver Arbeitslosigkeit kämpft, sagte Roubini, Europa habe nicht genügend Mittel, um einen Bankrott des Landes in Erwägung zu ziehen. "Spanien ist zu groß um zu scheitern und zu groß um gerettet zu werden", sagte er.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts

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