Wirtschaft

Airlines sparen 91 Milliarden Dollar Fluggäste profitieren kaum vom Ölpreissturz

Ob diese Pilotin beim Zwischenstop in Namibia ihren Treibstoffbedarf "gehedgt" hat, ist nicht bekannt.

Ob diese Pilotin beim Zwischenstop in Namibia ihren Treibstoffbedarf "gehedgt" hat, ist nicht bekannt.

(Foto: imago stock&people)

Als der Ölpreis vor Jahren in die Höhe schoss, erhöhten die Fluggesellschaften mit Hilfe saftiger Zuschläge ihre Preise. Nun kostet der Sprit nur noch ein Bruchteil des einstigen Höchststände. Doch die Tickets werden kaum billiger.

Der sinkende Ölpreis macht sich in Deutschland an vielen Stellen bemerkbar. Die Heizkosten etwa sinken massiv, ebenso wie der Spritpreis. Das gilt nicht nur für Diesel und Benzin, sondern auch für den Flugzeugtreibstoff Kerosin. Ein Tonne davon kostete laut Daten des internationalen Luftfahrtverbandes Iata Anfang dieses Jahres in Europa durchschnittlich 325 Dollar, fast 40 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Gesamtersparnis für die Branche im vergangenen Jahr: Mehr als 91 Milliarden Dollar.

Die Milliarden behielten die Airlines allerdings weitestgehend für sich. Im vergangenen Jahr sank der Preis für eine Economyticket in Deutschland dem Flugpreisindex des statistischen Bundesamts zufolge um weniger als ein Prozent - während sich der Ölpreis mehr als halbierte. Im Vergleich zu 2011, als der Rohölpreis mit etwa 115 Dollar pro Fass einen Höchststand erreichte, sind die Tickets sogar immer noch deutlich teurer.

Für Verbraucherschützer ist das nicht nachvollziehbar. "Die Fluggesellschaften sollten die günstigen Ölpreise auch an die Kunden weitergeben", fordert Otmar Lell vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Der Treibstoff mache etwa 20 bis 30 Prozent der Kosten einer Airline aus. Bei einem Rückgang des Ölpreises um mehr als die Hälfte in den vergangenen Jahren, müssten die Tickets entsprechend um mindestens zehn Prozent billiger werden, sagt Lell n-tv.de.

Diese Kalkulation weisen die Fluggesellschaften allerdings zurück. Zum einen, sagt Lufthansa-Sprecher Boris Ogursky n-tv.de, profitierten die Unternehmen nicht in vollem Umfang vom Preissturz an den Rohstoffmärkten. Die Lufthansajets tanken nicht zu dem von der Iata ermittelten Tagespreis von 325 Dollar pro Tonne, sondern derzeit zu einem etwa doppelt so hohen Preis. "Wir sichern etwa 80 Prozent unseres voraussichtlichen Kerosinbedarfs der nächsten 24 Monate durch Hedging ab", erklärt Ogursky. Das bedeutet, dass der Preis für das heute verbrauchte Kerosin schon von zwei Jahren vereinbart wurde, als ein Preissturz auf das heutige Niveau nicht abzusehen war.

Nicht überall herrscht Konkurrenzdruck 

Durch Hedging sichern sich Airlines gegen unvorhersehbare kurzfristige Preissteigerungen ab. Sie nehmen aber auch in Kauf, dass sie von sinkenden Preisen nur eingeschränkt und mit Verzögerung profitieren. Auch Deutschlands zweitgrößte Fluglinie, Air Berlin, sichert sich mit Hedging ab. "Wir nutzen jetzt die Arrangements vergangener Monate", erklärt Sprecher Tobisa Spaeing gegenüber n-tv.de. Daher erwarte er, dass Air Berlin in den kommenden Monaten schrittweise mehr vom gefallenen Ölpreis profitieren werde.

Das heißt allerdings nicht automatisch, dass entsprechend die Ticketpreise spürbar sinken werden. Sowohl Lufthansa als auch Air Berlin verweisen darauf, dass Ticketpreise sich keineswegs nur aus den Treibstoff und sonstigen Kosten ergeben, sondern "dynamisch" am Markt entstünden. Aufgrund des harten Wettbewerbs zwischen den Airlines seien die Gesellschaften ohnehin gezwungen, ihre Flüge so günstig wie möglich anzubieten, sagt Ogursky. Das heißt, insgesamt sinkende Kosten kämen automatisch beim Kunden an.

Diese Beobachtung kann Verbraucherschützer Lell allerdings nur teilweise bestätigen. "Der Wettbewerb ist in den verschiedenen Segmenten des Marktes sehr unterschiedlich ausgeprägt", sagt der Experte. Billigflieger seien tatsächlich deutlich günstiger geworden. Auf den interkontinentalen Langstrecken dagegen seien die Preise zuletzt sogar noch gestiegen, was darauf hindeute, dass dort deutlich weniger Wettbewerbsdruck zwischen den Airlines herrsche. Im Durchschnitt aller Flüge sei daher Fliegen kaum günstiger geworden, seit der Ölpreis gesunken ist.

Quelle: ntv.de

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