Wirtschaft

Genügend Pfeile im Köcher EZB kann auf weitere Schocks reagieren

EZB-Chef Draghi ist ein Verfechter der lockeren Geldpolitik. Daran wird sich auch nichts ändern, denn der Italiener erwartet auch für 2016 mit Unwägbarkeiten. Laut EZB-Chefvolkswirt Praet kann die Notenbank weiter bei ökonomischem Gegenwind eingreifen.

"Ein Anker der Zuversicht"

"Ein Anker der Zuversicht"

(Foto: dpa)

Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet mit einem weiteren schwierigen Jahr für die Geldpolitik. Die Aussichten für die Weltwirtschaft seien 2016 unsicher, erklärte EZB-Präsident Mario Draghi im Jahresbericht der Notenbank. Es gebe weiter Druck auf die Inflation. "Und wir sind mit Fragen zur Entwicklung in Europa und dessen Widerstandsfähigkeit gegenüber neuen Schocks konfrontiert."

Der Italiener betonte in diesem Zusammenhang die zentrale Bedeutung des Mandats der EZB, für Preisstabilität im Währungsraum zu sorgen. In diesem Umfeld sei die Verpflichtung auf dieses Mandat "ein Anker der Zuversicht", erklärte der Italiener.

Die Notenbank hatte erst im März ihre Geldpolitik erneut gelockert, um der schleppenden Konjunktur in der Eurozone auf die Sprünge zu helfen und die hartnäckig niedrige Inflation zu bekämpfen. So steigt unter anderem ab diesem Monat der Gesamtumfang der monatlichen Wertpapierkäufe auf 80 Milliarden von bislang 60 Milliarden Euro.

Mit dem Kaufprogramm sollen Geschäftsbanken dazu bewegt werden, mehr Kredite an die Wirtschaft zu vergeben, statt in Anleihen zu investieren. Zudem senkte die EZB alle drei Leitzinsen. Der Schlüsselsatz zur Geldversorgung der Banken liegt inzwischen bei 0,0 Prozent.

Nicht mit Latein am Ende

Nach Einschätzung von Chefvolkswirt Peter Praet hat die EZB noch genügend Pfeile im Köcher, um auf neue Schocks für die Wirtschaft zu reagieren. "Falls es zu weiteren negativen Schocks kommen sollte, könnten wir unsere Maßnahmen erneut anpassen, um der Stärke des Gegenwindes zu begegnen", sagte der Belgier auf einer Notenbank-Konferenz in Frankfurt am Main.

Dabei würden mögliche Nebeneffekte berücksichtigt. Das die Inflation weiter niedrig sei, liege nicht an einer ineffektiven Geldpolitik. Der Grund sei vielmehr, dass die Wirtschaft in der Zwischenzeit von neuen dämpfenden Einflüssen getroffen worden sei.

Das bedingungslose Verteilen von Geld zur Belebung der Inflation (Helicopter Money) ist laut Praet derzeit kein Thema für die Notenbank. "Dieses Thema liegt nicht auf dem Tisch. Der EZB-Rat hat darüber nicht diskutiert, nicht mal informell."

Angesprochen auf die vor allem in Deutschland immer lauter werdende Kritik an der EZB-Politik sagte Praet: "Wie in diesem Land auf diese Institution geschossen wird, ist manchmal schwer zu ertragen." Wer Preisblasen am Immobilienmarkt fürchte, der müsse sich fragen, wer für makroprudenzielle Politik zuständig sei. Praet spielte dabei auf die Tatsache an, dass dies in das Ressort der Deutschen Bundesbank fällt. Die Bundesbank sieht derzeit allerdings noch keine Preisblase am Immobilienmarkt, höchsten punktuell überhöhte Preise.

Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen