Wirtschaft

Konjunktur bremst ab Droht Deutschland eine Wirtschaftskrise?

Ist die Angst vor einer düsteren Zukunft berechtigt?

Ist die Angst vor einer düsteren Zukunft berechtigt?

(Foto: REUTERS)

Die deutsche Wirtschaftsleistung geht zurück, die Zuversicht in den Chefetagen sinkt ebenfalls. Damit wächst die Angst vor einem Konjunktureinbruch in Deutschland. Doch so weit wird es wohl nicht kommen.

Pessimisten sehen sich bestätigt: Die deutsche Wirtschaft schrumpft. Zugleich geht mit dem Ifo-Index der wichtigste Frühindikator zurück - den vierten Monat in Folge. Das klingt nicht gut und schürt Sorgen, dass Deutschland am Beginn einer ausgewachsenen Wirtschaftskrise steht. Doch diese Befürchtung ist übertrieben.

Im zweiten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal zwar um 0,2 Prozent und damit erstmals seit gut einem Jahr. Doch das lag in erster Linie daran, dass das erste Quartal wegen des milden Winters ungewöhnlich stark ausgefallen war. Von dem Wetter profitierte vor allem die Bauwirtschaft, da sie Projekte ohne Unterbrechung weiterführen konnte.

Im Grunde zeigt sich die deutsche Wirtschaftslage noch immer robust. Bundesbank und Wirtschaftsforscher haben zwar angekündigt, ihre Wachstumsprognosen nach unten zu korrigieren. Sie gehen sie auf Jahressicht allerdings weiterhin von einem deutlichen BIP-Plus aus. So hatte die Bundesbank im Juni ein Wachstum von 1,9 Prozent für dieses Jahr in Aussicht gestellt. Ende Juli wurde Bundesbankpräsident Jens Weidmann vorsichtiger und kündigte an, dass der Zuwachs wohl etwas hinter dieser Prognose zurückbleiben werde.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) korrigierte seine Vorhersagen ebenfalls nach unten und geht nunmehr davon aus, dass das BIP um etwas mehr als ein Prozent steigen wird. DIW-Chef Marcel Fratzscher rechnete sogar mit einer "technischen Rezession", da das BIP auch im dritten Quartal zurückgehen werde. "Wir werden wahrscheinlich noch einmal eine leichte Abschwächung sehen und damit zwei Quartale hintereinander mit negativem Wachstum haben", sagte er im "RBB". Technisch gesehen bedeute dies eine Rezession. "Aber gleichzeitig sollten wir danach doch wieder einen Aufschwung in Deutschland sehen."

Dafür spricht einiges. So ist der Konsum hierzulande erfreulich stark, der Arbeitsmarkt präsentiert sich stabil. Zudem steigen die Reallöhne in Deutschland, wozu vor allem die äußerst geringe Inflation beiträgt. Zugleich sind die Zinsen außergewöhnlich niedrig- und werden auf absehbare Zeit auf diesem Niveau bleiben. Für die Binnenkonjunktur sind das gute Voraussetzungen.

Zuversichtliche Ökonomen

Dennoch ist der wichtige Ifo-Index, der die Stimmung in den Chefbüros der deutschen Unternehmen misst, im August erneut gefallen. Grund dafür sind die weltweiten Krisen und die Schwäche großer Euro-Staaten, die ökonomisch vor sich hin dümpeln. Vor diesem Hintergrund ist bemerkenswert, dass der Frühindikator mit 106,3 Punkten weiterhin auf sehr hohem Niveau liegt. Seinen Höchststand hatte er im Februar 2011 mit 115,4 Punkten erreicht.  

Das Ifo-Niveau darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Unternehmen bei den Investitionen zurückhalten. Sie steckten im zweiten Quartal 0,4 Prozent weniger Geld in Geräte, Maschinen und Fahrzeuge als in den ersten drei Monaten des Jahres. Gründe für die Verunsicherung sind vor allem der Ukraine-Konflikt und die damit zusammenhängenden Sanktionen sowie der Vormarsch der IS-Terroristen im Irak.

Sollte sich die Situation nicht wesentlich verschlimmern, erwarten Ökonomen nicht, dass die deutsche Wirtschaft nach dem Rückschlag dauerhaft den Wachstumskurs verlassen wird. "Es funkt etwas dazwischen aus dem Ausland, das kann den Aufschwung ein bisschen unterbrechen und verzögern", sagt der Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IFW), Joachim Scheide. "Aber es ändert eigentlich nichts."

Quelle: ntv.de, mit DJ

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