Wirtschaft

Kein Zinssenkungshinweis Draghi betont verbesserte Konjunktur

Mario Draghi rüttelt vorerst nicht am Niedrigzinsniveau.

Mario Draghi rüttelt vorerst nicht am Niedrigzinsniveau.

(Foto: dpa)

Die EZB signalisiert vorsichtig die Möglichkeit des Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik. Grund ist der bessere ökonomische Zustand des Euroraums. Allerdings bleibt der Inflationsanstieg klar unter der EZB-Zielmarke.

Europas Währungshüter nähren die Hoffnung auf ein Ende der vor allem in Deutschland kritisierten ultralockeren Geldpolitik. Erstmals seit langem beurteilt die Europäische Zentralbank (EZB) die Wachstumsrisiken für den Euroraum als "weitgehend ausgeglichen" statt "abwärtsgerichtet" und betont die verbesserten konjunkturellen Rahmenbedingungen stärker.

Entsprechende Ausführungen von EZB-Präsident Mario Draghi nach der auswärtigen Sitzung des EZB-Rates in der estnischen Hauptstadt Tallinn werten Volkswirte als erstes Signal für einen Einstieg der Notenbank in den Ausstieg aus dem geldpolitischen Anti-Krisen-Kurs mit Minizinsen und milliardenschweren Anleihenkäufen.

Zudem verzichtete die EZB in der Erklärung ihrer Zinsentscheidung auf den Hinweis auf mögliche weitere Zinssenkungen. Der EZB-Rat gehe davon aus, dass die Zinsen "für längere Zeit .... auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden". Der bislang übliche Zusatz "oder auf einem niedrigeren Niveau" entfiel. Auch dies gilt unter Ökonomen als Hinweis, dass sich die Währungshüter allmählich an den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik herantasten.

Die mittelfristigen Aussichten für die Konjunktur beurteilt die EZB optimistischer als noch im März. Für das laufende Jahr wird ein Zuwachs von 1,9 (1,8) Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) erwartet. 2018 soll die Wirtschaft im Euroraum demnach um 1,8 (1,7) Prozent zulegen, für 2019 erwarten die Währungshüter 1,7 (1,6) Prozent Wachstum.

Inflationsrate steigt nur langsam

Die Verbraucherpreise im Euroraum werden nach EZB-Einschätzung deutlich langsamer steigen als zuletzt erwartet. Für das laufende Jahr rechnet die Notenbank nun mit einer Teuerungsrate von 1,5 Prozent (März-Prognose: 1,7 Prozent), wie Draghi weiter ausführte. Für 2018 rechnet die EZB mit 1,3 (1,6) Prozent Teuerung, 2019 erwarten die Währungshüter 1,6 (1,7) Prozent Inflation. Hauptgrund sei der niedrige Ölpreis.

Mittelfristig strebt die Notenbank eine jährliche Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben, in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird.

Der Preisauftrieb im Euroraum hatte sich im Mai wieder abgeschwächt. Nach Zahlen des Statistikamts Eurostat lagen die Verbraucherpreise 1,4 Prozent höher als im Vorjahr. Im April hatte die Inflationsrate noch bei 1,9 Prozent gelegen.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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