Wirtschaft

Deutliches Auftragsminus Deutsche Industrie hat ein Problem

Schlechter als erwartet ist die Auftragslage der deutschen Industrie im April. Laut Bundeswirtschaftsministerium sind sehr schwankungsanfällige Auftragseingänge der Investitionsgüterproduzenten aus dem Nicht-Euroraum der Grund.

Arbeit an einer Gasturbine bei Siemens in Berlin.

Arbeit an einer Gasturbine bei Siemens in Berlin.

(Foto: imago/IPON)

Die deutsche Industrie hat im April wegen der sinkenden Nachfrage aus dem Ausland einen überraschend kräftigen Auftragsschwund erlitten. Die Bestellungen schrumpften um 2,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Juli des vergangenen Jahres. Ökonomen hatten nur mit einem Minus von 0,6 Prozent gerechnet, nachdem es im März noch einen Anstieg um 2,6 Prozent gegeben hatte. Die Auslandsaufträge fielen diesmal um 4,3 Prozent.

"Ausschlaggebend für das Ergebnis war der Rückgang der Aufträge aus dem Nicht-Euroraum", erklärte das Ministerium. Diese gaben um 8,3 Prozent nach. Dagegen zog die Nachfrage aus der Eurozone um 2,5 Prozent an, die aus dem Inland um 1,3 Prozent. Der Anteil der Großaufträge war diesmal leicht überdurchschnittlich.

Die Hersteller von Maschinen und anderen Investitionsgütern erhielten 6,1 Prozent weniger Aufträge. Die Bestellungen für Vorleistungsgüter nahmen dagegen um 4,8 Prozent zu. Bei Konsumgütern gab es einen Rückgang von 1,0 Prozent.

Das Bundeswirtschaftsministerium wies darauf hin, dass der schwache Einstieg in das zweite Quartal vor allem aus den aktuell sehr schwankungsanfälligen Auftragseingängen der Investitionsgüterproduzenten aus dem Nicht-Euroraum resultiert habe. Diese seien nach einem Zuwachs von 11,0 im März im April um 13,3 Prozent gefallen. "Insgesamt nehmen die Bestellungen im verarbeitenden Gewerbe in der Tendenz weiter moderat zu, insbesondere die Aufträge aus dem Inland stiegen den dritten Monat in Folge an", konstatierte das Ministerium.

"Wenig Hoffnung auf Besserung"

Nach Aussage von ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sind die April-Daten ein weiterer Beleg dafür, wie schwankungsanfällig die monatlichen Auftragseingangsdaten sind - "vor allem in Ferienzeiten", wie er sagte. Im laufenden Jahr hat die frühe Lage des Osterfestes bereits für einige Probleme mit der Saisonbereinigung geführt.

Insgesamt sieht Brzeski sich von den schwachen Auftragseingängen in seiner Einschätzung bestätigt, dass die deutsche Industrie stagniert. "Es gibt wenig Hoffnung, dass sich das bessert, denn die Unternehmen bauen immer noch ihre Lagerbestände ab, um neue Aufträge abzuarbeiten", analysierte er. Ein Hoffnungszeichen sei allerdings der leichte Anstieg der Kapazitätsauslastung.

Aus Sicht von Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen sind die schwachen Auftragseingänge der Vorbote eines schwachen Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal. "Der von uns auf Basis der Auftragseingänge berechnete Trend für die Produktion zeigt aber seitwärts, so dass für die kommenden Monate kein deutliches Plus bei der Produktion zu erwarten ist. Dies lässt auch für das reale Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal allenfalls einen geringen Zuwachs erwarten", kalkulierte er.

BayernLB-Volkswirt Stefan Kipar ist optimistischer gestimmt: "Ein Konjunktureinbruch ist auf Basis dieser Daten und vor dem Hintergrund positiver Daten der Konjunkturumfragen wie Ifo-Index und Einkaufsmanagerindizes nicht zu befürchten", sagte er.

Quelle: ntv.de, wne/DJ/rts

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