Wirtschaft

Cryan trotzdem unzufrieden Deutsche Bank überrascht mit Gewinnsprung

"Bei den Erträgen sind wir noch nicht überall dort, wo wir sein wollen", sagt Deutsche-Bank-Chef John Cryan.

"Bei den Erträgen sind wir noch nicht überall dort, wo wir sein wollen", sagt Deutsche-Bank-Chef John Cryan.

(Foto: AP)

Im zweiten Quartal arbeitet sich die Deutsche Bank weiter in die Gewinnzone vor. Das Kreditgeschäft trägt wesentlich dazu bei, aber auch der interne Sparkus. In einigen Unternehmensbereichen gibt es allerdings finanzielle Einbußen.

Die Deutsche Bank verdient trotz Rückgängen im wichtigen Kapitalmarktgeschäft wieder mehr Geld. Das Vorsteuerergebnis verdoppelte sich im zweiten Quartal auf 822 Millionen Euro, wie das Institut mitteilte. Dabei half auch der laufende Sparkurs. Unter dem Strich standen 466 Millionen Gewinn zu Buche. Im Vorjahreszeitraum waren es lediglich 20 Millionen Euro. Vorstandschef John Cryan ist mit dem Ergebnis dennoch nicht zufrieden: "Trotz der deutlichen Verbesserung bleibt dieser Gewinn hinter unserem langfristigen Anspruch zurück", sagte der Brite.

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Das Vorjahresquartal war - unter anderem belastet durch Rechtsstreitigkeiten - ein sehr schwaches gewesen. Überhaupt hatten teure Rechtsstreitigkeiten der Deutschen Bank zwei Jahre in Folge Milliardenverluste eingebrockt. Für die Bank geht es nun nach der Sanierung darum, wieder Kunden zurückzugewinnen und Marktanteile zu gewinnen. "Bei den Erträgen sind wir noch nicht überall dort wo wir sein wollen", sagte Cryan. Dies habe vor allem an der Zurückhaltung vieler Kunden an den Finanzmärkten gelegen.

Mit ihrem Quartalsergebnis übertraf die Bank die Erwartungen des Kapitalmarktes deutlich. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Vorsteuergewinn von knapp 550 Millionen gerechnet. Bis vor wenigen Wochen lagen die Prognosen der Branchenexperten allerdings um einiges höher, bevor die Bank selbst die Erwartungen gedämpft hatte. An der Börse herrschte zunächst Ernüchterung: Die Aktie notierte vorbörslich gut zwei Prozent im Minus.

Weniger Ertrag beim Investmentbanking

Schatten in der Quartalsbilanz zeigte sich vor allem im Geschäft mit Firmenkunden und im Investmentbanking, wo die Erträge um 16 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro fielen. Die Erträge im Beratungs- und Emissionsgeschäft - normalerweise ein starker Posten in der Bilanz - sanken um sieben Prozent auf 563 Millionen Euro, hauptsächlich bedingt durch ein schwaches Geschäft bei der Emission von Anleihen.

Auch eine andere Stütze des Geschäfts in guten Zeiten musste ein kräftiges Minus verkraften. Wegen der mauen Handelsaktivität vieler Kunden an den Anleihe- und Devisenmärkten gaben die Erträge in diesem Bereich ähnlich wie bei den großen US-Konkurrenten der Deutschen Bank im zweiten Quartal um zwölf Prozent auf 1,1 Prozent kräftig nach. Vor allen der Handel mit ausländischen Währungen schwächelte. Der Aktienhandel musste ein Ertragsminus von mehr als einem Viertel hinnehmen.

Die Erträge in der Vermögensverwaltung waren im zweiten Quartal mit 676 Millionen Euro um vier Prozent niedriger als vor Jahresfrist. Die Bank will einen Teil des unter dem Namen "Deutsche Asset Management" firmierenden Geschäfts an die Börse bringen. Dieser Schritt dürfte allerdings erst im kommenden Jahr konkreter werden.

Stellenabbau schreitet voran

Geholfen hat der Bank im zweiten Quartal unter anderem das Kreditgeschäft. Die Risikovorsorge sank um 70 Prozent, was der Auflösung von Rückstellungen und einem insgesamt günstigeren Umfeld bei Privat- und Firmenkrediten geschuldet war. Das Portfolio von Unternehmenskrediten habe sich zudem "auf breiter Basis" erholt, teilte das Institut mit.

Auch beim Abbau der hohen Kosten kam die Bank voran: sie sanken von April bis Ende Juni um sechs Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Gleichzeitig nahm die Belegschaft weiter ab. Ende Juni arbeiteten weltweit noch rund 96.700 Menschen in Vollzeit für die Deutsche Bank – ein Rückgang binnen Jahresfrist um rund 4700. Damit hat das Unternehmen etwa die Hälfte des geplanten Stellenabbaus umgesetzt.

Das Geldhaus will bis 2018 weltweit unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze im eigenen Haus abbauen, davon 4000 in Deutschland. Den Löwenanteil muss das Privatkundengeschäft mit etwa 2750 Stellenstreichungen schultern. Seit Beginn dieses Jahres wurden zudem 177 der insgesamt 188 vorgesehenen Filialen in Deutschland geschlossen.

Quelle: ntv.de, hul/rts/dpa

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