Wirtschaft

Kostspielige Markteingriffe Chinas Reserven schmelzen dahin

Stolze Flaggen auf der Großen Halle des Volkes in Peking: Die Volksrepublik sitzt auf den weltweit umfangreichsten Devisenreserven.

Stolze Flaggen auf der Großen Halle des Volkes in Peking: Die Volksrepublik sitzt auf den weltweit umfangreichsten Devisenreserven.

(Foto: REUTERS)

Wie steht es um die Staatsfinanzen in Peking? Neuesten Zahlen zufolge gehen die Maßnahmen der Zentralbank zur Stützung und Stabilisierung der Landeswährung gewaltig ins Geld. Der chinesische Devisenberg verliert im Multimilliardenmaßstab an Höhe.

Die Rücklagen der Volksrepublik China sind zwar immer noch gewaltig, verlieren aber dramatisch an Umfang. Wie die chinesische Notenbank mitteilte, beliefen sich die Währungsreserven der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft im Dezember auf insgesamt noch 3,33 Billionen US-Dollar. Das ist der niedrigste Stand seit drei Jahren.

Verglichen mit einem Monat zuvor verringerten sich die Reserven um 108 Milliarden Dollar und damit so stark wie noch nie. Der Rückgang fiel noch größer aus als von Experten erwartet. Die Dynamik wird noch deutlicher, wenn die Entwicklung im Gesamtjahr 2015 betrachtet wird. Im vergangenen Jahr sanken die Devisenreserven, die vor allem aus den hohen Exportüberschüssen des Landes stammen, um 512,66 Milliarden - und damit um mehr als um eine halbe Billionen Dollar.

Experten erklären den starken Rückgang zum einen mit Kapitalabflüssen wegen der gegenwärtigen Wirtschaftsschwäche Chinas. Zum anderen verweisen sie auf die zahlreichen Markteingriffe der chinesischen Notenbank, mit denen die Abwertung der Landeswährung Renminbi (Yuan) abgefedert werden soll.

Ein Großteil der Devisenreserven schmolz in den Nachwehen des Börsenbebens vom Sommer in der zweiten Jahreshälfte dahin. Die Notenbank, die im August die Währung überraschend abgewertet hatte, musste in der Folge große Summen in die Hand nehmen, um den Wechselkurs des Yuan zu stabilisieren und eine unkontrollierte Abwertung zu verhindern. Die chinesische Währung ist nicht frei handelbar, sondern darf einen täglich festgesetzten Referenzwert um maximal zwei Prozent über- oder unterschreiten.

Entscheidungen aus Washington könnten dazu führen, dass die chinesische Währung weiter unter Druck gerät. Denn mit der Zinserhöhung in den USA werden Investitionen in den Vereinigten Staaten für viele Anleger deutlich attraktiver, was zu Abflüssen von Kapital aus dem Schwellenland China führen dürfte.

Gefährlich könnte die aktuelle Entwicklung für China werden, wenn sich der Trend verschärfen sollte. Etwaige Auswirkungen der aktuellen Börsenturbulenzen auf die Devisenreserven sind in den Dezember-Daten selbstverständlich noch nicht enthalten. Insgesamt bleibt die Lage für die Wirtschaftslenker in Peking jedoch noch vergleichsweise komfortabel. Denn dank der nach wie vor ungewöhnlich umfangreichen Währungsreserven verfügt China noch über reichlich Spielraum für Stützungs- und Stabilisierungsaktionen.

Nach Ansicht des Ökonomen Li Huiyong vom Finanzhaus Shenyin & Wanguo hat die Notenbank trotz der weniger prall gefüllten Schatulle noch genügend finanzielle Munition, um die Währung zu stützen. Doch Experten verweisen darauf, dass diese Strategie Risiken für die nicht mehr sattelfeste Konjunktur birgt: Denn die Zentralbank muss zur Stabilisierung der Währung Dollar-Devisen abstoßen und Yuan kaufen.

Dadurch entzieht die chinesische Zentralbank dem heimischen Bankensystem de facto Liquidität, die nicht in Form von Krediten an die chinesischen Firmen vergeben werden kann. Dieses Vorgehen könne sich daher langfristig als Bumerang erweisen, warnt der Wirtschaftsexperte Chester Liaw vom Prognosehaus Forecast Pte. Außerdem macht ein hoher Wechselkurs Waren chinesischer Firmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig und bremst den Aufschwung zusätzlich aus.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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