Wirtschaft

Zocken mit Kryptowährungen Börsenaufsicht warnt vor Totalverlust

In diesem Jahr gibt es mehr als 200 ICO mit einem Volumen von insgesamt 3,4 Milliarden Dollar.

In diesem Jahr gibt es mehr als 200 ICO mit einem Volumen von insgesamt 3,4 Milliarden Dollar.

(Foto: picture alliance / Oliver Berg/d)

Der Boom der Kryptowährungen verspricht schnelle Gewinne - und ermöglicht Betrügern glänzende Geschäfte. Der "Wolf der Wall Street" warnt: "Das ist viel schlimmer als alles, was ich je getan habe."

Drei Buchstaben elektrisieren derzeit Zocker: ICO. Hinter diesen Buchstaben verbergen sich "Initial Coin Offerings", also Börsengänge von Kryptowährungen. Das klingt riskant? Ist es auch.

Die europäische Börsenaufsicht ESMA warnt, Anlegern drohe ein Totalverlust. Die Börsengänge solcher Währungen seien unreguliert, intransparent und technologisch ungetestet. Ähnlich hatte sich vergangene Woche schon die deutsche Finanzaufsicht BaFin geäußert. In China sind ICOs verboten.

Jordan Belfort, der ehemalige Börsenhändler, der das Vorbild für den Film "The Wolf of Wall Street" ist, drückt es so aus: "Das ist der größte Betrug aller Zeiten, der den Leuten um die Ohren fliegen wird."

Belfort hat eine gewisse Expertise: Er verbrachte fast zwei Jahre im Gefängnis, weil er Tausende Anleger um insgesamt 200 Millionen Dollar betrogen hatte. "Das ist viel schlimmer als alles, was ich je getan habe", sagte er der "Financial Times" mit Blick auf die ICOs.

Was hatte Belfort getan? Er kaufte Ramsch-Aktien, die nur wenige Cents wert waren. Sie wurden nicht an regulären Börsen gehandelt, sondern "over the counter", also direkt zwischen Marktteilnehmern. Dann pries Belfort die Papiere mit falschen Angaben als heißen Aktientipp an und vertickte sie mit sattem Aufschlag.

"Pump and Dump"

Die Methode ist illegal, wird aber immer wieder angewendet: Betrüger kaufen nahezu wertlose Aktien und versuchen, den Preis in die Höhe zu treiben, indem sie die Papiere als heißen Tipp mit phänomenalem Potenzial loben. Sobald tatsächlich Investoren die Aktien kaufen und der Kurs steigt, trennen sich die Eigentümer von ihren Anteilen - und der Kurs bricht wieder ein. "Pump and Dump" nennt sich diese Methode.

Und genau das kann Investoren bei unregulierten ICOs blühen. Angesichts des Hypes um Kryptowährungen gibt es Coinschedule zufolge in diesem Jahr bisher 211 solcher Börsengänge mit einem Volumen von insgesamt 3,4 Milliarden Dollar.

Dabei verkaufen die Gründer von Kryptowährung-Projekten die digitalen Tokens ihres Ökosystems. Investoren erhalten diese Tokens im Austausch gegen andere Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Sie bekommen anders als bei dem Börsengang eines Unternehmens - dem Initial Public Offering (IPO) - häufig weder Anteile an dem Projekt noch andere Sicherheiten. Sie wetten allein auf Kursgewinne der digitalen Währungen.

"Wahrscheinlich 85 Prozent der Leute da draußen haben keine schlechten Absichten", sagt Belfort. "Aber das Problem ist, dass 5 oder 10 Prozent versuchen, dich abzuzocken." Und es sieht so aus, als passiere das gerade: Der "Business Insider" hat in den vergangenen Tagen "Pump and Dump" bei mehreren Kryptowährungen beobachtet.

Und der Hype um Kryptowährungen wie Bitcoin schafft dafür ein fruchtbares Umfeld. Wie groß die Euphorie derzeit ist, zeigt ein Beispiel: Die britische Investmentgesellschaft On-line Plc kündigte an, sie werde sich in Blockchain Plc umbenennen, "um die derzeitige und die künftige Ausrichtung widerzuspiegeln". Der Aktienkurs sprang daraufhin mal eben um 400 Prozent in die Höhe.

Quelle: ntv.de, mit rts

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