Wirtschaft

Öffnet EZB trotzdem Geldschleusen? Billiges Öl belastet Inflation wohl noch stärker

Die Ölpreise sind seit Monaten wegen des weltweiten Überangebots unter Druck.

Die Ölpreise sind seit Monaten wegen des weltweiten Überangebots unter Druck.

(Foto: picture alliance / dpa)

Anleger jubeln nach der in Aussicht gestellten Geldflut der EZB - aber ist der Jubel angemessen? Zwar rechnen Ökonomen für das laufende Jahr nun mit einer noch geringeren Inflation. Diese ist jedoch Folge niedriger Ölpreises - was Mahner auf den Plan ruft.

Angesichts der anhaltend niedrigen Ölpreise haben Ökonomen ihre kurz- und mittelfristigen Inflationserwartungen gesenkt. Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) befragten Experten rechnen nun im laufenden Jahr nur noch mit einem Mini-Preisauftrieb von 0,1 Prozent, wie die Notenbank mitteilte. Im Juli hatten sie noch einen Preisanstieg von 0,2 Prozent vorhergesagt.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 88,05

2016 wird die Teuerung demnach nur auf ein Prozent anziehen, im Juli betrug die Prognose noch 1,3 Prozent. Im darauf folgenden Jahr soll die Inflation dann auf 1,5 Prozent anziehen, wobei zuletzt noch von 1,6 Prozent ausgegangen worden war. Damit würde sich der Preisauftrieb nur ganz allmählich der Zielmarke der EZB annähern, die eine Rate von knapp zwei Prozent anstrebt.

Langfristige Prognose knapp unter zwei Prozent

Die EZB will angesichts der hartnäckig niedrigen Inflation die Geldschleusen bei Bedarf noch weiter öffnen. Bei der Sitzung im Dezember werde geprüft, ob die Geldpolitik die Konjunktur ausreichend stimuliere, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag auf Malta. Doch dies hat auch Mahner auf den Plan gerufen: Da die niedrige Inflation eine Folge der niedrigen Ölpreise und nicht der schwachen Konjunktur sei, hatte Andreas Bley vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken gewarnt, die für Dezember in Aussicht gestellte Entscheidung berge mehr Risiken als Vorteile.

Die langfristigen Inflationserwartungen der befragten Ökonomen sind trotz des Rückgangs der Ölpreise aber stabil geblieben. Wie schon im Juli liegt sie bei 1,9 Prozent. Sie zeigen sich damit ebenso wie die aus Marktgrößen abgeleiteten Inflationserwartungen widerstandsfähig. Die errechnete Inflationserwartung in fünf Jahren für die darauf folgenden fünf Jahre lag zuletzt bei 1,69 Prozent. Das ist mehr als die im Januar dieses Jahres verzeichneten 1,48 Prozent. Die EZB beobachtet die Inflationserwartungen genau, weil sie über Preissetzungsmechanismen Realität werden können.

Quelle: ntv.de, kst/DJ/rts/dpa

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